Mk,2,13-17 < Religion < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Aufgabe | Erzähle das Geschehen mit eigenen Worten nach
Was lässt sich aus dieser Textstelle über das Wirken und die Ansichten Jesu entnehmen
Begründe, warum es sich bei diesem Text mit großer Wahrscheinlichkeit um ipsissima verbi und ipsissima facta (also wahre Worten und Taten) handelt |
Ich habe die Aufgaben gelöst, bin aber nicht sicher, dass alles richtig ist. Ich werde aber morgen mit diesen Aufgaben rankommen, auf euch baue meine letzte Hoffnung
Hier ist die Lösung:
1) Nach einer Einleitungsbemerkung, die von Jesu Wanderung am Ufer und der Belehrung der Volksmenge berichtet folgen zwei unterschiedliche Begebenheiten: die Berufung des Levi und das Zöllnermahl.
Die Berufung des Levi erfolgt, als Jesus auf dem Weg zum See bzw. am See Gennesaret entlang geht. An der Zollstation sieht Jesus einen Menschen namens Levi bei seiner Arbeit. Im Vorbeigehen ruft er ihn zur Nachfolge und in seinen Jüngerkreis. Die zweite Szene dieser Berufungsgeschichte bildet das Mahl Jesu mit Zöllnern und Sündern. Das skandalöse Verhalten Jesu, das sich durch Tischgemeinschaft Jesu mit Sündern auszeichnet, erregt Widerspruch bei den Schriftgelehrten (die den Pharisäern angehörten) und führt zu einem Streitgespräch mit ihnen. Jesus rechtfertigt sein Handeln mit einem Hinweis auf seine göttliche Sendung.
2) Für die Juden waren die Zöllner verhasst, weil sie mit den Besatzern zusammenarbeiteten und sie Steuern für den römischen Kaiser oder Herodes einhoben. Die Zöllner sind Sünder, weil sie sich im Umgang mit den Heiden verunreinigen und den Ungläubigen dienen. Fromme durften diesen Beruf nicht ausüben.
Damit erhält diese Jüngerberufung eine radikale Ausrichtung: Jesu Ruf zur Nachfolge ergeht an den Sünder Levi. Jesus ruft die Menschen, die religiös im Abseits stehen. Berufung stiftet Versöhnung der Sünder und der Frommen, der Randsiedler und der Bekehrten. Jesu Handeln ist durch Toleranz geprägt; er setzt sich über unterschiedliche Gesinnungen und religiöse Ausgrenzungen hinweg. Mit seinem Ruf zur Nachfolge holt er den religiösen Außenseiter in die Gemeinde Gottes zurück.
Jesus und seine Jünger setzen sich mit den Sündern an einen Tisch; zu diesen unehrenhaften und unreinen Menschen hielt man als Gläubiger Abstand. Jesus aber ruft die Sünder zu Gott und er lebt diese Toleranz auch. Zu Tische liegt man nur bei einem Festmahl mit Freunden. Im Mahl Jesu mit den Zöllnern und anderen Sündern werden diese in die Gemeinschaft mit Gott zurückgeführt. Jesus bringt auf den Punkt: Der Arzt ist für die Kranken da. Er selbst ist gekommen, Sünder zu retten und zu Gott zu rufen. Gleichzeitig leugnet er nicht, dass es Gerechte gibt und dass er auch sie zur engeren Gemeinschaft mit Gott führt. Aber in seiner Verkündigung und seinem Tun ereignet sich Gnade Gottes und die bedingungslose Annahme des Sünders. Die Mahlgemeinschaft zwischen Bekehrten und Sündern ist Versöhnung im umfassenden Sinn. Im Zusammensein mit Jesus werden Zöllner und Sünder heil; ihre Verwundungen werden geheilt; sie erhalten eine neue Lebensperspektive in der Nachfolge Jesu, frei von der Last der Vergangenheit. Das Mahl Jesu mit den Sündern ist konkrete Erfahrung und Vorausbild der ewigen, himmlischen Mahlgemeinschaft bei Gott. Der Sünder ist jener Mensch, der sich außerhalb der Gemeinschaft mit Gott und außerhalb seiner Gemeinde gründet; er führt sein Leben in der Entfremdung von Gott und seiner eigentlichen Bestimmung. In der Berufung des Levi und der Tischgemeinschaft mit den Sündern überwindet Jesus von Gott her diese Ausgrenzung und führt sie zu Gott und so zu sich selbst zurück.
3) Um zu bestimmen, dass diese biblische Erzählung den vorösterlichen Worten und Taten zugeordnet werden kann, ist es notwendig eine genaue Analyse nach den ausgearbeiteten Kriterien der Forschungstechnik (die erlauben, die Texte der Evangelien auf die Historizität zu prüfen.) durchzuführen und feststellen, in wieweit die Geschichte über die Berufung des Levi und Zöllnermahl mit dem jeweiligen Wahrheitskriterium übereinstimmt.
-Nach dem ersten Kriterium heißt es, den Text auf aramäische Worte zu untersuchen, die als Fremdwörter auftauchen können. Solche Wörter lassen sich im Text nicht finden. Auf dieses Kriterium legt man nicht den großen Wert
-das zweite Kriterium besagt, dass der Text in möglichst vielen, voneinander unabhängigen Traditionsschichten und alten Quellen vorkommen soll. Der vorliegende Text stammt vom ältesten Markusevangelium und kommt in Lukas- und Matthäus auch (Mt 9,9-13; Lk 5,27-32) vor. Demnach ist ein Hinweis auf eine alte und verbreitete Überlieferung gegeben.
- das dritte Kriterium sagt über das Vorhandensein der festen Sprachformen wie die des Gleichnisses, die erschweren sollte, die Jesusüberlieferungen umzuformen, und damit im Überlieferungsprozess relativ unverändert erhalten blieb. So antwortet Jesus den Pharisäern mit einer Stellungnahme, die aus zwei Sprachformen besteht: einmal bedient er sich einem sprichwortartigen Sentenz (Vers 17a), das andere mal erteilt er ein persönliches Urteil über seine Sendung (Vers 17b). Der ,,Ich bin gekommen"-Spruch weist zudem eigene Gattungsmerkmale auf. Die zwei festen formal parallel gebauten Sprüche stehen somit zueinander in Spannung und lassen vermuten, dass es sich um einen überlieferungsgeschichtlichen Entwicklungsprozess handelt.
- Das vierte Kriterium setzt voraus, dass die Texte, die nicht mit der Verkündigungsabsicht eines Predigers zu vereinen sind und somit nicht der nachösterlichen Christuserkenntnis entsprechen, auf geschichtliche Fakten über das Leben Jesu schließen lassen. So ist die Darstellung Jesu als Freund der Zöllner und Sünder entspricht kaum den Verkündigungsabsichten der Evangelisten.
-Das fünfte Kriterium geht davon aus, dass die Worten und Taten Jesu, die aus der Sicht der christlichen Gemeinde nicht erklärt werden können, auf historischen Jesus zurückgehen. Jesu Handeln setzt sich über unterschiedliche Gesinnungen und religiöse Ausgrenzungen hinweg. Mit seinem Ruf zur Nachfolge holt er den Zöllner und Sünder in die Gemeinde Gottes zurück, obwohl solche Leute auszugrenzen galt, da sie sich durch Umgang mit den Heiden und Ungläubigen verunreinigten.
-Nach dem sechsten Kriterium soll der Gesamtrahmen der Verkündigung und des Tun Jesu (seine Verkündigung der Königsherrschaft Gottes, seine Zuwendung zu Sündern und Deklassierten, seine kritische Einstellung gegenüber dem jüdischen Gesetz, wenn es sich über Bedürfnisse des Menschen hinwegsetzt) in der Erzählung erkennbar sein. Im Text lässt sich der oben genannte Rahmen feststellen, da der Handlungsverlauf zuerst von der Verkündigung Jesu, Berufung des Levi, der Zöllner war, und das Mahl mit Zöllnern und Sündern, und damit also die Zuwendung zu Sündern deutlich, Ablehnung der Normvorstellung, dass die Sünder ausgegrenzt werden sollen.
- Das siebente Kriterium macht aufmerksam, dass das Tun Jesu aus seiner Botschaft und im Zusammenhang mit seiner Botschaft verstanden werden muss. Seine Verkündigung besteht darin, dass er die Sünder zur Nachfolge beruft, und gleich seine Botschaft in die Tat umsetzt, indem er das Mahl mit den Sündern hält.
Durch die durchgeführte Analyse der Bibelstelle Mk2,13-17 lässt sich feststellen, dass die Geschichte auf historischen Jesus zurückgeht.
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Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 08:46 Di 23.10.2007 | Autor: | webspacer |
Entschuldigung, ich habe völlig vergessen die Bibelstelle anzufügen. Hier ist sie:
2,13 Und er ging wieder hinaus an den See; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. 2,14 Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. 2,15 Und es begab sich, daß er zu Tisch saß in seinem Hause, da setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern; denn es waren viele, die ihm nachfolgten. 2,16 Und als die Schriftgelehrten unter den Pharisäern sahen, daß er mit den Sündern und Zöllnern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Ißt er mit den Zöllnern und Sündern? 2,17 Als das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
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mhh also soweit ich das nachvollziehen kann, klingt das für mich schon sachlich richtig und verständlich. hätte ich schätzungsweise auch nicht großartig anders beantwortet.
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