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Forum "Religion" - Küng - Kritische Rationalität
Küng - Kritische Rationalität < Religion < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Küng - Kritische Rationalität: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 16:21 Do 25.10.2007
Autor: Chiller

Wir bearbeiten zur zeit die Wissenschaftsgläubigkeit in religion. Hans Küng hat dazu etliche aussagen getroffen. Insbesondere handelt es sich um 'Kritische Rationalität  -   Ideologischer Rationalismus ' im bezug auf die neuzeitliche wissenschaft, verhältnis theoligie  - naturwissenschaft und die wissenschaft und die gottesfrage. leider sind mir seine äusserungen nicht ganz verständlich, deswegen wäre meine bitte ob jemand zufällig etwas zu diesem thema mir geben bzw eine kurze zusammenfassung oder hilfestellung schreiben könnte. schon mal danke und noch nen schönen tag.
MFG CHR!S



Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.

        
Bezug
Küng - Kritische Rationalität: tipps
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 17:32 Do 25.10.2007
Autor: Josef

Hallo Chiller,

Hans Küng hat Anfang der 90er Jahre mit seiner Programmschrift „Projekt Weltethos“ als einer der ersten die Religionen, Ethnien und Ethiken dieser Welt in Zusammenhang mit den Entwicklungen innerhalb der internationalen Politik und der globalisierten Wirtschaftsstruktur gestellt. Aufgrund seiner Affinität für die Vereinten Nationen, stellt sich die Frage, ob diese Institution wirklich seine Vision einer Weltgesellschaft verkörpert und ob die Mittel der Vereinten Nationen ausreichend sind, langfristig global für Frieden zu sorgen.

[]Fundstelle



Küng,
  Hans, schweizerischer katholischer Theologe, *Sursee (Kanton Luzern) 19.3. 1928; war theologischer Berater auf dem 2.Vatikanischen Konzil; wurde 1960 Professor für dogmatische und ökumenische Theologie in Tübingen und lehrte nach dem Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis (1979; erfolgt v.a. aufgrund kritischer Äußerungen zum Primat und zur Unfehlbarkeit des Papstes) dort außerhalb der theologischen Fakultäten ökumenische Theologie (198096); befasst sich in seinen Werken v.a. mit Fragen der Ökumene und der kirchlichen Strukturen und widmet sich seit 1990 im Rahmen des von ihm initiierten Projektes Weltethos zusammen mit Persönlichkeiten nichtchristlicher Religionsgemeinschaften grundsätzlichen Fragen der Verantwortung der Religionen in der heutigen Welt.
Werke: Die Kirche (1967); Unfehlbar? (1970); Christ sein (1974); Existiert Gott? (1978); Christentum und Weltreligionen (1984; mit J.van Ess u.a.); Theologie im Aufbruch (1987); Christentum und chinesische Religion (1988; mit J.Ching); Projekt Weltethos (1990); Das Christentum (1994).

© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001



Welt|ethos
(globales Ethos), von dem katholischen Theologen H.Küng in seinem Buch »Projekt Weltethos« (1990) geprägter Begriff zur Bezeichnung eines von ihm geforderten »Ethos für die Gesamtmenschheit«, verstanden als für alle Menschen als notwendig angesehener Grundkonsens verbindlicher Werte, Normen und Haltungen (Frieden, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Pluralität, Solidarität, Verantwortung für Mitwelt, Umwelt und Nachwelt u.a.). Das 1993 in Chicago tagende Parlament der Weltreligionen verabschiedete mit der (maßgeblich von Küng formulierten) »Declaration of a Global Ethic« eine gemeinsame Erklärung, die den Versuch darstellt, die allen (Welt-)Religionen zentralen ethischen Werte zusammenzufassen. Den in der programmatischen Schrift Küngs formulierten Anliegen der interkulturellen und interreligiösen Begegnung ist die 1995 gegründete Stiftung Weltethos (Sitz: Tübingen) verpflichtet.

Literatur:
Ja zum Weltethos. Perspektiven für die Suche nach Orientierung, herausgegeben von H. Küng. München u.a. 1995.
  
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001



Küng, Hans
Küng, Hans (*1928), Schweizer katholischer Theologe.

Hans Küng wurde am 19. März 1928 in Sursee (Kanton Luzern) geboren und studierte an dem deutschen Bischofskollegium sowie an der gregorianischen bischöflichen Universität von Rom. Im Jahr 1954 wurde er zum Priester geweiht und setzte seine Studien am Institut Catholique der Sorbonne in Paris fort, wo er seine Doktorarbeit in Theologie mit dem Titel Rechtfertigung (1957) schrieb. In der Arbeit beschreibt er die Gemeinsamkeiten zwischen dem Glauben an die Rechtfertigung bei dem protestantischen Theologen Karl Barth und dem Rechtfertigungsglauben in der katholischen Dogmatik. Die Arbeit wurde sowohl von Katholiken wie von den evangelischen Christen anerkannt.

Küng war kurzfristig als Seelsorger in einer Gemeinde in Luzern und wurde danach Assistent für Dogmatik an der Universität Münster. Er nahm als Konzilsberater am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Sein Werk Konzil und Wiedervereinung (1960) untersucht die Lehre von der Unfehlbarkeit, die Küng ablehnt, und fordert eine Reform sowohl der katholischen wie auch der evangelischen Kirche. Zu seinen Hauptwerken zählen Die Kirche (1967), Unfehlbar? (1970), Christ sein (1974), Existiert Gott? (1978), Ewiges Leben? (1982) und Projekt Weltethos (1991).

Seine Schriften, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, beschäftigen sich mit Fragen der Ökumene und setzen sich mit kirchlichen Strukturen auseinander. Dies führte zu Kontroversen mit dem katholischen Lehramt. 1975 wurde er von der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre aufgrund seiner Schriften verwarnt, und 1979 wurde ihm die Missio canonica (kirchliche Lehrerlaubnis) entzogen. 1980 wurde Küng Professor für ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, nachdem das Institut für ökumenische Forschung, dem er seit 1964 als Direktor vorstand, aus der theologischen Fakultät ausgegliedert worden war. Im Februar 1992 wurde Küng emeritiert und widmet sich seither noch stärker der Stiftung Weltethos für interkulturelle und interreligiöse Forschung – Bildung – Begegnung, deren Präsident er ist.

1999 wurde Küng mit dem mit 20 000 DM dotierten Preis Das unerschrockene Wort für sein Lebenswerk geehrt.


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Viele Grüße
Josef

Bezug
        
Bezug
Küng - Kritische Rationalität: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:47 Do 25.10.2007
Autor: Josef

Hallo Chiller,

Als Kritiker des Heiligen Stuhls forderte KÜNG

    * radikale Reform der katholischen Kirche

    * wandte sich gegen das päpstliche Verbot von Verhütungsmitteln,

    * forderte die Aufhebung des Zölibats,

    * die Einführung der Laienpredigt und der Frauenordination.

Insbesondere kritisierte er das päpstliche Unfehlbarkeitsdogma von 1870. Als der Papst nach dem Einspruch des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal RATZINGER, ihm am 18. Dezember 1979 wegen seiner Kritik an der katholischen Kirche die „missio canonica“, die kirchliche Lehrbefugnis, entzog, wurde sein Institut für ökumenische Forschung als erstes theologisches Institut in Deutschland fakultäts- und kirchenunabhängig und direkt der Hochschulleitung der Universität Tübingen unterstellt. Gastprofessuren führten ihn an die Theologische Fakultät der Universität Basel (1969), die University of Chicago Divinity School (1981), die University of Michigan, Ann Arbor (1983), die University of Toronto (1985) sowie an die Rice University, Houston/Texas (1987 und 1989).
1996 wurde KÜNG emeritiert.


Projekt Weltethos
KÜNGS Programmschrift „Projekt Weltethos“ von 1990 ließ die Idee zur „Erklärung zum Weltethos“ des Parlamentes der Weltreligionen in Chicago am 4. September 1993 reifen. 1995 wurde er Präsident der von ihm und Graf K. K. VON DER GROEBEN gegründeten „Stiftung Weltethos“ (Tübingen/Zürich) als interreligiösen Dialog („global ethic“) mit dem Ziel, die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen zu beschreiben und ein minimales Regelwerk aufzustellen. Es gibt, so KÜNG genügend Beispiele, wie

    „Religionen zu Hass und zu Feindschaft animieren, wie sie Kriege inspirieren und legitimieren“.

Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts baue sich ein neues Blockdenken auf:

    des Westens gegen den Islam, bzw. gegen die chinesisch-konfuzianische Zivilisation.



KÜNG wertet dieses neue Blockdenken als „neues Angstmodell, wie es von manchen Militärstrategen zur Begründung neuer Aufrüstung benutzt werden kann“. Religionen sollen angesichts des wachsenden Fanatismus und Fundamentalismus zu Friedensstiftern werden, fordert der Reformtheologe. Dazu müsse „Religion sich selbst als human und friedfertig definieren. ... Die Thora, die Bergpredigt, de(r) Koran, die Sprüche des Konfuzius oder die Reden des Buddha“ haben einen gemeinsamen ethischen Fundus.
KLÜNG versteht demzufolge Weltethos (Bild 4) als

    „gemeinsame Ethos der Menschheit ... Das Weltethos ist das Minimum, das es an moralischen Standards oder Maßstäben braucht, damit die Menschen in einem Büro oder in einer Schulklasse, in einem Universitätsinstitut oder in einer Fabrik zusammenleben können. Es ist das Gemeinsame im Ethos der Menschheit, also eine Grundübereinstimmung von verbindenden Werten, unverrückbaren Maßstäben und persönlichen Grundhaltungen.“



Es sei „vor Tausenden von Jahren begründet … (worden), als die Menschen lernten, miteinander umzugehen, nicht zu töten, nicht zu lügen, nicht zu stehlen.“ Dies seien ethische Grundregeln. Daneben gebe es „... zwei weitere Grundsätze. Der erste ist die ,Goldene Regel': Man soll anderen nichts antun, von dem man nicht möchte, dass es einem selbst angetan würde.
Der zweite Grundsatz – für mich eigentlich der erste – besagt: Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden. Das Ziel dieser Bemühungen heißt Weltfrieden.“

KÜNG fasst seine Überlegungen folgendermaßen zusammen:

    * Kein Überleben ohne Weltethos
    * Kein Weltfriede ohne Religionsfriede
    * Kein Religionsfriede ohne Religionsdialog
    * nicht Konfrontation der Kulturen, sondern Kooperation der Kulturen.

Weltethos-Gedanke und Globalisierungspolitik- und Wirtschaft
KÜNGS Buch „Weltethos für Weltpolitik und Weltwirtschaft“ von 1997 fokussierte seinen Weltethos-Gedanken auf Politik und Wirtschaft. Er ist der Überzeugung, dass die beständige Globalisierung der Weltwirtschaft eine „ethische Globalisierung“ begleiten müsse:

    „Eine Besinnung auf das notwendige Minimum an bestimmten ethischen Werten, Grundhaltungen und Maßstäben, eben ein Weltethos für diese Weltgesellschaft und Weltwirtschaft, auf das alle Nationen und alle Interessengruppen sich verpflichten können, tut not.“

Eine neue Politik regionaler Verständigung, Annäherung und Versöhnung sei erforderlich.
Als Quintessenz seiner Überlegungen zum Thema erschien 2003 das von ihm und DIETER SENGHAAS herausgegebene Buch „Friedenspolitik –Ethische Grundlagen internationaler Beziehungen.“

Konfliktbewältigung
Als essentielle Friedensprinzipien für eine Konfliktbewältigung im Nahen Osten betrachtete er „folgende Grundsätze:

    * Statt blinder Racheaktionen – Schuldige für Verbrechen zur Rechenschaft ziehen und bestrafen.
    * Statt die Spirale der Gewalt hochzudrehen, die Dynamik des Konflikts bremsen.
    * Statt Parteilichkeit – ehrliche Maklerschaft.
    * Statt sich an Konflikte zu gewöhnen und angesichts der Leiden der Opfer innerlich abzustumpfen – sich für vertrauensbildende Aktionen engagieren.
    * Statt die Symptome von Konflikten zu bekämpfen – bei ihren sozialen und politischen Ursachen ansetzen.
    * Statt sich gegen jede Veränderung zu sträuben – auch bereit sein, um des Friedens willen Rechte abzugeben!“



KÜNG hält ebenso den Krieg gegen den Irak für ethisch verwerflich. Er verurteilt die Politik der BUSH-Administration. BUSH („America's troubling new face“, JIMMY CARTER) berufe sich „subjektiv überzeugt auf seine göttliche Legitimation“ und gebe so „die Sicherung der amerikanischen Ölinteressen im Irak als Kampf für die Demokratie“ aus, sein Kampf gegen das Böse sei jedoch ein „massiver Missbrauch der Religion zu politischen Zwecken.“ Schon die Invasion Afghanistans sei „der teuerste, blutigste und peinlichste Flop der Terrorbekämpfung“ gewesen. Den so genannten „Präventivkrieg auf Verdacht hin“ gegen den Irak geißelt er als „völkerrechtswidrig und unmoralisch“. „Die klare Kriegsabsicht zur Sicherung der US-Hegemonie im Nahen Osten wird als Einsatz für Frieden und Demokratisierung verbrämt.“

Fundstelle: Schülerlexikon - Duden- Religion

Viele Grüße
Josef

Bezug
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