Kommasetzung unklar < Grammatik < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 16:05 Mo 29.02.2016 | Autor: | notinX |
Hallo,
wie müssen in folgendem Satz die Kommata korrekt gesetzt werden:
"Nachdem ich meine Lesung abgeschlossen und mein Bedürfnis den Zuhörern Autogramme zu geben gestillt habe bin ich jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft."
Ich bin völlig hilflos und könnte da nur so aus Gefühl drauf loslegen. Kann mir jemand helfen?
Gruß,
notinX
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Hallo notinX,
genau ein Komma ist nötig, möglich sind auch drei. Die Zeichensetzungsregeln sind ja inzwischen weicher geworden.
> Hallo,
>
> wie müssen in folgendem Satz die Kommata korrekt gesetzt
> werden:
> "Nachdem ich meine Lesung abgeschlossen und mein
> Bedürfnis den Zuhörern Autogramme zu geben gestillt habe
> bin ich jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft."
> Ich bin völlig hilflos und könnte da nur so aus Gefühl
> drauf loslegen. Kann mir jemand helfen?
Es gibt zwei gleichrangige Nebensätze (Lesung abgeschlossen, Bedürfnis gestill) und einen Haupsatz (ab "bin ich jetzt"). Dazwischen muss ein Komma. Durch die Inversion der SPO-Stellung ist der Hauptsatz nicht so leicht zu erkennen. Die Inversion ist aber durch das Voranstellen des Nebensatzes notwendig. Soweit die Pflicht.
Die Kür besteht in der Präzisierung des Bedürfnisses. Da steht eine um direktes und indirektes Objekt erweiterte Verbalklausel (zu geben, Autogramme zu geben, den Zuhörern Autogramme zu geben). Die kann durch Kommata abgegrenzt werden, dann aber auf beiden Seiten.
Also zwei Möglichkeiten:
1) Nachdem ich meine Lesung abgeschlossen und mein
Bedürfnis den Zuhörern Autogramme zu geben gestillt habe,
bin ich jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft.
2) Nachdem ich meine Lesung abgeschlossen und mein
Bedürfnis, den Zuhörern Autogramme zu geben, gestillt habe,
bin ich jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft.
Wie vermutlich die meisten Leser, die vor der letzten Rechtschreibreform ihre Grammatik gelernt haben, neige ich zur zweiten Fassung. Menschen jünger als ca. 30 werden oft die erste Fassung vorziehen. Richtig sind aber beide.
Grüße
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:46 Mo 29.02.2016 | Autor: | notinX |
Hallo reverend,
vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort. Eigentlich habe ich keine Probleme mit Rechtschreibung, aber die Kommasetzung zeigt mir dann doch manchmal meine Grenzen Lernen werde ich das in diesem Leben wohl nicht mehr und leider sind die Algorithmen noch nicht so gut, einem diese Arbeit verlässlich abzunehmen - duden.de sieht bei diesem Satz nämlich leider nicht die Notwendigkeit auch nur ein einziges Komma zu setzen.
Gruß,
notinX
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:58 Mo 29.02.2016 | Autor: | reverend |
Hallo nochmal,
zur Ehrenrettung der Informatik würde ich mal sagen, dass die Algorithmen nicht gut werden können, solange die Regeln sch...
...lecht sind.
Dür duden.de ist der Satz einfach zu kompliziert gebaut. Schade, dass deren Algorithmus nicht einfach diese Information zurück gibt.
Kürz mal ein paar Wortblöcke, so dass die Satzstruktur im Prinzip erhalten bleibt, dann gibts auf einmal die richtige Rückmeldung.
Und im übrigen: sichere Rechtschreibung reicht meist für einen guten schriftlichen Eindruck. Die Zeichensetzung ist für die meisten sowieso ein Buch mit einer primen Anzahl von Siegeln. Wer dann noch Fremdsprachen lernt, setzt irgendwann Satzzeichen sowieso nach Gefühl - nämlich da, wo nahezu garantiert jeder beim Vorlesen eine Pause macht. Ob das dann ein Komma, Semikolon, Doppelpunkt oder Gedankenstrich ist, ist fürs Lesen auch eigentlich ziemlich egal.
Grüße
rev
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Haupt- und Nebensätze müssen immer durch ein Komma voneinander abgetrennt werden, wenn sie nicht mit und/oder verbunden sind.
2 Hauptsätze:
"Ich bin der Chef, du hast mir nichts zu sagen."
"Ich bin der Chef und du hast mir nichts zu sagen." (Früher musste man vor dieses "und" auch ein Komma setzen, heute darf man das, muss es aber nicht.)
Haupt und Nebensatz:
"Du hast mir nichts zu sagen, weil ich dein Chef bin."
Haupt- und drei gleichartige Nebensätze, einer mit und:
"Ich weiß, dass du pünktlich bist, dass du fleißig bist und dass du deine Sache ordentlich machst."
Haupt- und zwei einander untergeordnete Nebensätze:
"Ich weiß, dass du pünktlich bist, weil du keinen Ärger bekommen willst."
Wie kannst du Haupt- und Nebensatz voneinander unterscheiden?
Es gibt ein absolut untrügliches Mittel, das etwas umständlich anmutet, aber immer funktioniert: Du setzt die Aussage in eine Zeit, die ein Hilfsverb benötigt, falls das noch nicht der Fall ist, am besten ins Futur, dann ist das Hilfsverb "werde, wirst, wird, werdet, werden" leicht zu finden.
Regel: Im Nebensatz steht das Hilfsverb IMMER HINTEN, im Hauptsatz NIE:
Nimm dein Beispiel:
"Nachdem ich meine Lesung abschließen und mein Bedürfnis den Zuhörern Autogramme zu geben stillen werde, (steht hinten: Nebensatz) werde (steht vorne: Hauptsatz) ich jetzt auf der Suche nach einer Unterkunft sein."
Oder: "Wenn du so weiter machst, gibt es Ärger" [mm] \mapsto [/mm] "Wenn du so weitermachen wirst (NS), wird (HS) es Ärger geben."
Völlig falsch wendet man neuerdings Konstruktionen mit weil an:
"Ich gehe nicht durch den Regen, weil ich werde dann nass."
Nach weil kommt immer ein Nebensatz:
"Ich gehe nicht durch den Regen, weil ich dann nass werde."
Aber: Nach denn kommt immer ein Hauptsatz:
"Ich gehe nicht durch den Regen, denn ich werde dann nass."
Zu retten ist die Weil-Konstruktion nur so:
"Ich gehe nicht durch den Regen, weil: Ich werde dann nass."
Und das ist ja wohl sehr konstruiert.
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Wäre es eine sehr spartanische Ausdrucksweise auf Kommas immer zu verzichten?
Im Prinzip ist das "," vor einem "weil" redundant, denn das "weil" zeigt schon, dass nun eine Begründung folgt.
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Gerichtsprozess wegen Beleidigung. Wer wurde verurteilt?
Der Lehrer sagt der Schüler sei ein Esel.
Der Lehrer sagt, der Schüler sei ein Esel.
Der Lehrer, sagt der Schüler, sei ein Esel.
Der Landeshauptmann empfahl dem Landesrat nicht zu widersprechen.
Der Landeshauptmann empfahl dem Landesrat, nicht zu widersprechen.
Der Landeshauptmann empfahl, dem Landesrat nicht zu widersprechen.
Er begann seine Brille auf der Nase zu beobachten wie die Gäste eintrafen.
Er begann, seine Brille auf der Nase, zu beobachten, wie die Gäste eintrafen.
Es schrieb ein Mann an eine Wand:
Zehn Finger hab’ ich an jeder Hand,
fünf und zwanzig an Händen und Füßen.
Es schrieb ein Mann an eine Wand:
Zehn Finger hab’ ich, an jeder Hand
fünf, und zwanzig an Händen und Füßen.
Der Schulunterricht verringert die Wahrscheinlichkeit nicht selbstständig zu denken.
Der Schulunterricht verringert die Wahrscheinlichkeit, nicht selbstständig zu denken.
Der Schulunterricht verringert die Wahrscheinlichkeit nicht, selbstständig zu denken.
„Stimmt die Geschichte mit Kurt und Susi?“ „Die stimmt. Er will sie nicht mehr.“ „Das habe ich anders gehört: Er will, sie nicht mehr.“
Begnadigen nicht hinrichten.
Begnadigen, nicht hinrichten.
Begnadigen nicht, hinrichten.
Er versprach mir jedes Jahr ein neues Auto zu kaufen.
Er versprach mir, jedes Jahr ein neues Auto zu kaufen. (Nämlich für sich.)
Er versprach, mir jedes Jahr ein neues Auto zu kaufen. (Jetzt für mich)
Er versprach mir jedes Jahr, ein neues Auto zu kaufen. (Hat sich nie dran gehalten.)
Wer einmal lügt dem glaubt man nicht.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Wer einmal lügt, dem glaubt man, nicht?
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