Exegese der Schöpfungsberichte < Religion < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Hallo!
Am Anfang von Genesis finden sich ja zwei Schöpfungsberichte, der priesterliche & der jahwistische.
Allerdings bin ich mir unsicher, was nun alles zur "Exegese der Schöpfungsberichte" fällt.
Ich habe die beiden Texxte nun verglichen und gewisse Dinge herausgearbeitet:
- Entstehungszeit
- gesitiger Hintergrund der Darstellung
- Aufbau / Strukturierung
- Schöpfungsreihenfolge
- Habe mir verschiedene Worte / ganze Sätze angeschaut, die immer wiederholt werden
Könntet ihr mir vielleicht sagen, was bzw. wie ihr es gemacht habt / hättet?
DANKE!
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> Hallo!
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> Am Anfang von Genesis finden sich ja zwei
> Schöpfungsberichte, der priesterliche & der jahwistische.
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> Allerdings bin ich mir unsicher, was nun alles zur "Exegese
> der Schöpfungsberichte" fällt.
>
Hallo,
zuerst mal eine Gegenfrage: Hast du dich schon gründlich in der Literatur umgetan? Zieh doch den einen oder anderen Kommentar zu Rate, dann kommt schon was dabei rum.
Bist du dir denn Grundsätzlich sicher, was zur Exegese dazugehört? Kannst du hebräisch? Mit was für einem Kenntnisstand darf ich bei dir rechnen?
>
> Ich habe die beiden Texte nun verglichen und gewisse Dinge
> herausgearbeitet:
>
> - Entstehungszeit
> - geistiger Hintergrund der Darstellung
> - Aufbau / Strukturierung
> - Schöpfungsreihenfolge
> - Habe mir verschiedene Worte / ganze Sätze angeschaut,
> die immer wiederholt werden
>
Bringen wir das ganze doch mal in eine Ordnung. Wenn du das alles schon weißt ignoriere es einfach und präzisiere deine Frage.
Gut ist, dass du schon mal soetwass wie eine Gliederung hast; damit solltest du immer anfangen.
Wir haben in der Exegese die synchronen Methoden, die den Text in seiner Endform betrachten und sprachwissenschaftlich analysieren.
1. Dinge wie die Schöpfungsreihenfolge sind hier interessant; kleiner Tipp hier: Achte doch mal auf die Stellung des Menschen in der Schöpfungsreihenfolge und was für Schlüsse du daraus ziehen kannst.
2. Verschiedene Worte und Sätze anzuschauen ist zwar gut, aber es sollten schon Schlüsselworte uns Schlüsselsätze sein, z.B.: "Und Gott sah, dass es gut war". Wenn du so ein Schlüsselwort gefunden hast, dann schau in der Konkordanz nach und such Orte, wo es noch zu finden ist. Daran kannst du dann feststellen, wie diesen Wort verwendet wird und was es vielleicht bedeutet.
3. Eine ausgiebige Analyse des Wortschatzes und Stils. Das ist an einer Übersetzung nicht ganz so gut möglich. Wenn sollte es eine wissenschaftliche Übersetzung sein am besten eine Linearübersetzung.
Daran wirst du dann erkennen, dass der eine Text hier Parallelen zu anderen Texten aufweist.
4. Der Kontext: z.B ob 1. und zweiter Schöpfungsbericht zusammenpassen und warum sie hintereinander stehen, oder der Zusammenhang vom 2 Schöpfungsbericht und den nachfolgenden Texten.
Kommen wir zum zweiten Teil, dem diachronen Teil: Hier wird der Text
1. zerlegt, wenn es denn unterschiedliche Bearbeitungsschichten gibt, die sich nachweisen lassen und der Text
2. mit anderen Texten verglichen. Nimm dir z.B. doch mal den ersten Schöpfungsbericht und Ex 20 und Dtr 5 vor.
Der dritte Teil ist dann die Hermeneutik: Die Ergebnisse werden zusammengefasst und ausgewertet und eine Interpretation vorgelegt.
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> Könntet ihr mir vielleicht sagen, was bzw. wie ihr es
> gemacht habt / hättet?
> DANKE!
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Hallo!
Vielen dank für Deine Antwort!
Ich hätte allerdings noch ein paar konkrete Frage zu den beiden Schöpfungsberichten in Genesis.
1. Der erste Schöpfungsbericht ( priesterschriftliche Fassung ) ist ja jünger als der zweite Schöpfungsbericht ( jahwistische Fassung ).
Wieso steht dieser dennoch an erster Stelle?
2. Die Reihenfolge der "Schöpfungen" ist ja sehr sehr unterschiedlich. Könnt ihr mir erklären aus welchem Grunde?
VIELEN DANK!
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> 1. Der erste Schöpfungsbericht ( priesterschriftliche
> Fassung ) ist ja jünger als der zweite Schöpfungsbericht
> ( jahwistische Fassung ).
> Wieso steht dieser dennoch an erster Stelle?
Das ist eine Frage, auf die du unbedingt eine Antwort finden solltest.
Spontan aus dem Ärmel würde ich dir mal folgende Antwort geben:
Es liegt an den Worten "Am Anfang" in Gen 1, 1. Damit ist der Anfang der Geschichte gemeint und da das Alte Testament ein Geschichtsbuch ist (oder sein will) wurde diese Geschichte an den Anfang gestellt.
Vergleichbar (aber kein gutes Argument, weil in den Verschiedenen Kanones unterschiedlich) ist die Stellung des Buches Rut, das eigentlich nicht in den Zusammenhang passt, aber wegen V1 "Zu der Zeit als die Richter richteten" hinter das Richterbuch gestellt wurde.
Ein weiteres Argument mag sein, dass man den zweiten Schöpfungsbericht auf den ersten beziehen kann, aber nicht umgekehrt. Gen 2,4 b kann als Bezug auf das vorhergehende verstanden werden, auch wenn es ihm widerspricht.
Eine Patentlösung habe ich aber auch nicht. Wenn darfst du sie dann in meiner Doktorarbeit nachlesen
> 2. Die Reihenfolge der "Schöpfungen" ist ja sehr sehr
> unterschiedlich. Könnt ihr mir erklären aus welchem
> Grunde?
Wie gesagt: Achte auf die Stellung des Menschen, dann wird dir einiges klarer. Damit treffen die beiden Schöpfungsberichte zwei theologische Aussagen, die du dann angemessen interpretieren kannst.
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Hallo nochmal :)
Vielen Dank.
Naja, durch die Stellung des Menschen wird mir leider noch nicht wirklich viel klarer.
Im ersten Schöpfungsbericht wird der Mensch ja so zu sagen als "Krone" der schöpfung dargestellt. Erst wird der komplette "Rahmen" gebildet ( Raum, Zeit ) und zu guter letzt der Mensch.
Im zweiten ist der Mensch das erste geschöpf der Welt, alles andere folgt danach..
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> Hallo nochmal :)
>
> Vielen Dank.
> Naja, durch die Stellung des Menschen wird mir leider noch
> nicht wirklich viel klarer.
> Im ersten Schöpfungsbericht wird der Mensch ja so zu
> sagen als "Krone" der schöpfung dargestellt. Erst wird der
> komplette "Rahmen" gebildet ( Raum, Zeit ) und zu guter
> letzt der Mensch.
Genau. Der Mensch am Ende der Schöpfung und was erfahren auch nach V 26? Kommt das im 2. Bericht vor?
> Im zweiten ist der Mensch das erste geschöpf der Welt,
> alles andere folgt danach..
Jop. Und dann vergleich mal die Aussage von 2,18 mit 1,28. Und vergleich die Schaffung der Frau in den Schöpfungsberichten
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Status: |
(Frage) reagiert/warte auf Reaktion | Datum: | 16:48 Mi 22.07.2009 | Autor: | rotespinne |
Also im ersten Bericht schafft er Mann & Freu gleichzeitig. Er macht sie so zu sagen zu den "Herrschern der Erde" und fordert sie auf, sich zu vermehren & die Welt zu bevölkern.
Im zweiten hingegen schafft er zunächst den Mann. Weil er diesen nicht "alleine" lassen möchte, formt er die Frau als sein Gegenüber. Hier ist es so, dass die Frau aus der Rippe des Mannes hervorgeht.
Muss ich das noch genauer interpretieren?
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Das kann ich dir nicht sagen bevor du mir nicht GENAU sagst, was du mit dieser Interpretation eigentlich willst. Je nachdem, was du damit vorhast ist das erst der Anfang oder schon das Ende.
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Ich habe bald eine mündliche Reli Prüfung & soll dafür die Exegese dieser 2 Schöpfungsberichte vorbereiten...
Allerdings geht die Prüfung nur über 10 Minuten & da bin ich mir unsicher, was das WICHTIGSTE ist..
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Gut, dann würde ich sagen, das bisher behandelte reicht, wenn du es mal ausgearbeitet und zusammensortiert hast. Ich mach das nochmal an Beispielen.
Also Wichtige Elemente des 1. Schöpfungsbreichtes (z.B. Taten Gottes und Worte Gottes, Gottesebenbildlichkeit, etc.), Wichtige Elemente des zweiten Schöpfungsberichtes (z.B. Der Schöpfungsgarten [ein kleiner Kulturgeschichtlicher Vergleich zur "König als Gärtner"-Tradition im alten Orient], Frau aus der Rippe des Mannes [hier darfst du gerne auch einen Sprung zu feministischen Interpretationen der Schöpfungsberichte machen], etc.).
Vergleich zwischen den Texten (z.B. Schöpfungsreihenfolge, Erschaffung des Menschen, etc.)
Dann die Interpretation (Mensch als Krone der Schöpfung, Überleitung vom 2 Bericht zum Sündenfall, etc)
Wenn du als Krönung am Schluss noch den Bezug zu Exodus 20 (Sabbatgebot und dessen Begründung!!) bringst, dann ist alles paletti
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Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 23:18 Mi 22.07.2009 | Autor: | rotespinne |
Hallo!
Lieben Dank an Dich!
Dann werde ich mich morgen nochmals ganz detailliert dransetzen, auch um den Bezug zu Exodus herzustellen.
Kann ich mich nochmal melden, wenn ich da noch fragen haben sollte?
DANKE :)
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Guten Morgen.
Ich bins nochmal.
Hätte da noch etwas.
Ist das bedeutendste am ersten Schöpfungsbericht tatsächlich die Schaffung des "7. Tages" & nicht die Erschaffung des Menschen?
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> Ist das bedeutendste am ersten Schöpfungsbericht
> tatsächlich die Schaffung des "7. Tages" & nicht die
> Erschaffung des Menschen?
Nun ich denke nicht, dass sich das so einfach beantworten lässt. Die Schaffung des Menschen ist auf jeden Fall Ziel der Schöpfung, aber der Sabbat bildet den Abschluss der Schöpfung. Man könnte vielleicht argumentieren, dass Gott dem Menschen die Macht über alles gibt, was er geschaffen hat, aber nicht über den Sabbat (oder so ähnlich). Also irgendwas ist schon dran an deiner These. (Vergleiche übrigens Jesus in Mk 2 par., da interpretiert er genau diese Frage)
Leg mal ein bischen Kreativität an den Tag und schreib mir deine Ergebnisse, dann kann ich nochmal drüberschauen. Will ja schließlich nicht die Arbeit für dich machen.
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Status: |
(Frage) reagiert/warte auf Reaktion | Datum: | 15:55 Sa 25.07.2009 | Autor: | rotespinne |
Hallöchen.
Ich poste nun hier mal eine Zusammenfassung meiner Exegese. Schaust Du mal drüber, ob das so richtig ist, bzw. ob nun noch etwas wichtiges fehlt?
Das wäre ganz lieb
Priesterlicher Schöpfungsbericht ( Gen 1-2,4a )
- priesterliches Lehrgedicht
- wahrscheinlich in der Zeit des babylonischen Exils ( ca. 6. Jahrhundert vor
Christus ) entstanden
- geistiger Hintergrund: Nachdem die Israeliten aus ihrem Land vertrieben
wurden, befanden sie sich im Exil. Dort kamen sie mit den Schöpfungs -
erzählungen der Babylonier in Kontakt ( gestirne sind dort Götter,
Naturphänomene haben göttlichen Charakter ). Außerdemdem wurden
diese Schöpfungserzählungen mit den Erfahrungen der BEwohner des
mesopotamischen Zweistromlandes verbunden. Eine häufige Erfahrung
war die Überflutung der Länder, welche die Babylonier als Chaoskämpfe
der Götter ansahen. Die Israeliten griffen diese Schöpfungserzählungen
auf & auch die Erfahrungen, änderten diese aber ab. Wasserflut wird bei
den Israeliten als "Schöpfung" verstanden.
Aufbau
- priesterliches Lehrgedicht
- versartiger Aufbau
- Rahmung vorhanden
- gleichmäßiger, sich wiederholender Aufbau ( 7 Tage Schema ):
1. Spruchformel zur Einleitung :" Und Gott sprach.."
2. Befehl ( Verben im Imperativ ): "Und es werde.. "
3. Bestätigung: " Und es geschah.." ; "Und es wurde.."
4. Benennung / Handlung durch Gott: "Und Gott machte.."; "Und Gott
nannte.."
5. Bewertung: "Und er sah, dass es gut war."
6. Tagesformel: "Und es ward Abend.. und es war morgen"
Schöpfung
- Schöpfungsreihenfolge:
1. Ordnung der Zeit ( Tag / Nacht )
2. Ordnung des Raumes ( Himmel, Land, Erde )
3. Ordnung der Lebewesen ( Tiere, Pflanzen, Menschen )
--> es gibt 8 Schöpfungswerke, aber nur 6 Schöpfungstage
- Schöpfung geschieht auf zweierlei Weise:
1. Schöpfung durch das Wort
2. Schöpfung durch das "Tun" Gottes
- Mann & Frau werden gleichzeitig erschaffen
- Der Mensch ist hier die "Krone der Schöpfung"
- Der Mensch wird als "Abbild" Gottes geschaffen, mit der Aufgabe, fruchtbar zu sein & die Welt zu bevölkern; außerdem bekommt er die Herrschaft über die Welt zugesichert
Das wäre es von meiner Seite aus zum ersten Schöpfungsbericht.
Jahwistischer Schöpfungsbericht
- zur Zeit des König Salomons entstanden ( ca. 10 Jahrhundert vor
Christus )
- Gen 2,4b - 24 )
Geistiger Hintergrund: Hintergrund wahrscheinlich das Weltbild der Nomaden --> der Anfang wird so geschildert, als sei der Urzustand der Welt Wüste
Aufbau
- keine auffällige Rahmung
- eine immer wiederkehrende Redewendung ist zu finden: "Gott, der Herr"
( insgesamt 11 mal in dieser Textpassage )
- keine Imperativformen! Gott ist hier selbst "aktiv"
Schöpfung
- Schöpfungsreihenfolge hier völlig anders
1. Schöpfung des Menschen ( des MANNES )
2. Schöpfung des Garten Eden
3. Erschaffung von Tieren, Vögeln & zur Vollendung seines Werkes - Eva
--> Eva wird aus der Rippe Adams geformt, damit Adam nicht "so alleine"
sei!
- Der Mensch wird hier geschaffen, um Ehe, Familie, mitmenschliche
Gemeinschaft zu bilden
--> Mensch ist vor Pflanzen & Tieren erschaffen, wird damit als "Haupt" der
Schöpfung herausgehoben
Wo steht der Text in der Bibel
Der jahwistische Schöpfungsbericht steht unmittelbar hinter dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht. Im Anschluss an den jahwistischen Schöpfungsbericht findet sich der Sündenfall des Menschen im Garten Eden.
VIELEN VIELEN DANK & ein tolles Wochenende!
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Hi,
ich habe noch etwas Probleme mit deiner zeitlichen Einordnung. Deine Gliederung ist OK und der Inhalt passt auch. Sicher ist:
Der zweite Schöpfungsbericht ist älter als der erste und der erste Schöpfungsbericht ist älter als Exodus 20. Bedeutend mehr lässt sich aus diesen Texten nicht entnehmen. Für eine Absolute Chronologie braucht man Texte, die eindeutiger auf die politische Situation Bezug nehmen als diese Texte das machen.
Alles in allem würde ich aber sagen:
Gute Arbeit!
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Sag mir doch bitte noch in welchem Zusammenhang du das wissen willst und welche Voraussetzungen ich bei dir antreffe.
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